Der 30 Euro PC - Wieviel Leistung für so wenig Geld

Wenn man heutzutage einen neuen PC kaufen will, merkt man schnell, dass die Zeit der großen PC-Verkäufe und Angebote vorbei sind. Das was man momentan bei den üblichen Verdächtigen Geschäften vor Ort findet, kann man oft an zwei Händen abzählen. Im Internet gibt natürlich alles, aber auch da sind die Modelle mit denen geworben wird, eher extremer Einheitsbrei. Man hat oft die Wahl zwischen einem Allrounder und einem Gamer-PC. Der normale PC hat einen kleinen schwarzen Tower mit i3 oder i5 und onboard Grafik. Der Gamer-PC hat einen größeren Tower mit viel Licht, i7 und einer mittleren Gaming-Grafikkarte und ist dabei immer viel zu teuer.

Oft braucht man aber gar keinen so leistungsfähigen PC. Alles was man neu kaufen kann ist überdimensioniert und viel zu teuer. Bei mir kam die Anforderung einen kleinen PC für das Schlafzimmer zu organisieren, damit man dort vernünftig Youtube gucken kann.
Warum ein PC und keinen Fire TV Stick oder ein andere Android-Gerät oder direkt einen Smart-TV? Ganz einfach: kleinere HDMI-Sticks sind langsam, Android-Geräte sind meistens wirklich umständlich zu bedienen und deren Apps langsam und unübersichtlich, ein neues TV-Gerät ist unnötig teuer.

Zum Glück gibt es im Internet ja noch Ebay und dort gibt es kleine, unscheinbare PCs für sehr geringe Preise. Einen relativ kompakten PC bekommt man dort schon für 30 Euro. Ich habe mich für einen Fujitsu Futro s900n entschieden.

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Natürlich ist die Hardware-Ausstattung jetzt nicht die Beste aber klang erst einmal brauchbar:

- AMD G-T44R 1,2 Ghz CPU
- 2GB DDR3 (max. 8GB)
- AMD/ATI Radeon HD 6250
- 1GB SSD (mSATA)
- 1x DVI + 1x DP
- USB 2.0 und 3.0 Anschlüsse
- 1GBit Ethernet

Was auffällt ist die sehr winzige SSD und das fehlende WLAN. Für den Einsatz als Media-Player muss also noch dazu bekommen:

- 32GB mSATA SSD
- USB WLan Stick

Was beides zum Glück sehr günstige Komponenten sind. Eine normale SATA SSD kann man in den PC sogar aus einbauen, wenn man sich ein passendes Adapterkabel für den Strom organisiert und bei der Halterung mit Klebeband behilft. Damit oder mit einem ESATA/USB3.0 HDD Gehäuse würde einem kleinen NAS auch nichts im Weg stehen und von der Leistung her würde der PC mit den kleinen bis mittleren Geräten von QNAP sicher noch mithalten können.
Als einen ThinClient kann man den PC natürlich auch verwenden... wenn man einen Terminal-Server hat. Ist ja der eigentliche Verwendungszweck und alles andere eigentlich die Ausnahme.

Unterstützt werden auf dem PC sowohl Linux als auf Windows. Beides ganz offiziell und an sich hängt es nur von der SSD ab, was man installieren kann. Ich würde wohl eines kleinen Linux gehen, da es dort alles gibt was ich brauche. Firefox oder Chrome für Youtube ist keine Problem. VLC für Sat-TV und DLNA ist auch bei beiden Systemen verfügbar. Es waren noch einfache Zeiten, als das OS noch irgendwie eine Rolle spielte. Heute ist es an sich egal ob man Windows oder Linux verwendet, wenn man nicht gerade Gamer ist.. oder Adobe-Software braucht.

Da ich leider keinen WLAN-Stick habe, bzw einen relativ alten nicht mehr finde, nehme ich erst einmal einen WLAN-Accesspoint. Der ist nicht schnellste aber für Youtube reicht der erst einmal.
Eine 32GB mSATA SSD habe ich noch von einem anderen gescheiterten Projekt (die SSD war dabei nicht das Problem, wie sich beim Test mit einem SATA-Adapter heraus stellte!).

Das vorinstallierte eLux-Linux auf der 1GB SSD hat zwar einen Firefox, aber der war nur in einer ESR 33 Version vorhanden und lies sich nicht wirklich einfach updaten. Die Version hatte noch keinen passenden Video-Codec für HTML5-Video dabei und Flash ist jetzt wirklich heutzutage keine Option mehr und auch das hätte ich erst einmal installieren müssen.

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Also schnell die 32GB SSD rein und einen Ubuntu 18.04 LTS Installations USB-Stick fertig gemacht.

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1GB SSD


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32GB SSD


Der PC bootet direkt das Bootmenü vom USB-Stick und startete Ubuntu. Die Installation lief langsam aber stabil durch und nach ca. 30 Minuten war ein sauberes Ubuntu 18.04 installiert.

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Youtube mit 720p lief jetzt nicht direkt flüssig. Mit 480p lief alles super und sah auch wirklich noch ganz ok aus. Der Unterschied zu 720p war minimal, bei dem was ich getestet habe. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es vielleicht am Grafikkartentreiber liegen könnte, dass der die Videobeschleuningung für den verwendeten Codec von Youtube nicht liefern konnte.

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Mit einem DVI auf HDMI-Adapter ist der PC für seine Aufgabe als Media-Player für das Schlafzimmer gut gerüstet.

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Zur Not kann man die USB3.0 Karte noch gegen eine Lowprofile NVidia Quadro austauschen, da der 2x PCIe Slot nach hinten hin offen ist und so auch PCIe 16x Karten passen, die dann zwar nur mit 2-Lanes laufen, aber damit immer noch ausreichend schnell sind für Media-Player.

Fazit

1,2GHz klingt wenig und ist auch wirklich nicht viel, aber für einfache Aufgaben reicht es und der Grafikchip holt doch einiges raus. Mit einer SSD sind Datenzugriffe ausreichend schnell und werden nur durch die langsame CPU limitiert.
Die 2GB RAM reichen für ein einfaches Linux + Firefox auch aus. Eingebautes WLAN wäre nett aber wäre limitierend, weil Ethernet + WLAN-Accesspoint sind einfacher an schnelle WLAN-Standards anpassbar und man bleibt nicht auf einem alten Standard hängen.

Update: Chromium läuft sehr viel performanter auf dem System als Firefox. Während Firefox auf Youtube öftersmal ruckelt, laufen die selben Videos in der gewählten Auflösung im Chromium vollkommen flüssig.

Update 2:
Ein Wechsel von Ubuntu auf Linux Mint hat sich als sehr gut heraus gestellt. VLC mit Stream vom SAT-IP Server laufen ohne Ruckler oder andere Probleme. Auch die GUI reagiert sehr viel direkter als bei Ubuntu, auch wenn sie weniger für TV-Geräte auf einiger Distanz geeignet ist, als die von Ubuntu.
User annonyme 2018-10-06 20:19

write comment:
Six + = 8

Das mit dem HDMI Adapter war für mich als Fernsehsüchtige wichtig.
2018-12-10 16:59:09

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