Scrum: Userstories und Impactmaps

"Das steht da nirgends drin", "Das ist viel zu ungenau", "ich kann da nicht raus lesen, dass da so etwas gefordert wird"... Userstories. In einer Userstory beschreib ein User was er mit dem Produkt machen will oder wie er das Produkt bedienen will. Jeden Falls kommt die Definition von Userstory oft so rüber. Aber jeder der mal mit einem Anwender zusammen Prozesse aufgenommen hat und sich dabei beschreiben lies, was der Benutzer eigentlich immer macht um zum Ziel zu kommen, weiß dass Benutzer nicht immer die zuverlässigste Quelle für korrekte oder vollständige Informationen ist. Was da manchmal raus kam.. damit will niemand einen Sprint planen. Ich halte Userstories für eine wichtige Sache, aber würde nie eine Userstory 1:1 in Tasks transferieren.

Mir gefällt diese Interpretation der Userstory als Hypothese sehr gut, weil mehr kann eine Userstory nicht sein. Eine Userstory ist der Lösungsweg einer Interpretation eines Problems oder Ziels. Niemand kann bei einer Userstory sicher sein, dass das Ziel richtig verstanden und seine Position im übergreifenden Gesamtbild richtig verstanden worden ist. Ist der Weg im gesamten Prozessablauf sinnvoll und schlank umgesetzt?
Wenn ich eine Userstory direkt von einem Benutzer bekomme, muss diese einfach nochmal gegen geprüft werden. Es gibt immer ein Problem, das zu lösen ist oder ein Ziel, das zu erreichen ist. Gerade wenn es um die Verbesserung eines vorhandenen Produkts geht, wo mehr zu tun ist, als ein paar GUI-Elemente neu zu ordnen, ist bis zur wirklichen Verwendung durch die Benutzer nie klar, ob die erhoffte Verbesserung wirklich eintritt. Oft ist nicht einmal klar, ob es nicht auch ungewollte Nebeneffekte gibt, die nicht bedacht wurden (die aber eingeplant werden müssen).

Man kennt es ja sicher, dass eine Abteilung mit neuen Anforderungen kommt, die alles besser machen sollen und man Tätigkeiten, die man gar nicht bräuchte, entfernt hat. Oft gucken, die dann sehr doof, wenn man denen erklärt, dass diese Tätigkeiten, aber für die nach gelagerten Prozesse in einer anderen Abteilung echt wichtige Daten liefern, die auch nur da her kommen können. Die Userstory war also eine Hypothese der Abteilung, die sich als falsch heraus stellte. Zum Glück noch bevor etwas umgesetzt wurde und es sich im Test oder gar im Produktivbetrieb herausstellen konnte.

Die im Artikel beschriebene Impact-Map bringt genau diese Übersicht mit und zwängt die Userstories in einen direkten Kontext in dem sie viel besser zu beurteilen und zu interpretieren sind sind, als wenn diese allein stehen würden.

- Welches Ziel soll insgesamt erreicht werden?
- Wer ist von diesen Änderungen betroffen? (Abteilungen, Kunden, etc)
- Welche einzelnen Änderungen sollen zum Gesamtziel führen? (Wo gibt es also momentan Probleme und Verbesserungspotential)

Erst dann kommen Epics und Userstories.

So steht über jeder Userstory ein Problem, dass zu lösen ist. Wenn eine Userstory eindeutig, dass Problem nicht löst, setzt man diese nicht um. Ähnliches gilt für Dinge die eindeutig fehlen um ein Problem zu lösen. "Da steht aber nirgends, dass man eine Benutzerverwaltung mit Rollen und Hierarchie will!".. aber es steht da, dass die Bereichsleiter Reports über die Tätigkeiten ihrer Abteilungen sehen wollen. Da würde einfach der wieder der Blick auf die Übergreifenden Prozesse vergessen und nur die Prozesse in den Abteilungen betrachtet. Also fängt man damit an eine Umgebung zu schaffen, bei der man sich Anmelden kann und ein Benutzer-Objekt mit Berechtigungen erhält, bevor man anfängt sensible Ansichten zu bauen, die diese Benutzer-Daten brauchen, um die richtigen Daten anzeigen zu können (und nicht zu viele Daten, die der Benutzer nicht sehen dürfte).

Und am Ende darf man nie vergessen, zu prüfen, ob eine Userstory auch wenn sie logisch klang, den gewünschten Effekt hatte. Dabei muss man schnell prüfen und messen, damit man schnell reagieren kann, um dann wieder rum schnell nachbessern zu können.

Userstories helfen also dabei den Kontext zu verstehen, aber nehmen einen nicht die Hauptaufgabe ab, nämlich als Entwickler eine Lösung für ein Problem zu entwickeln. Der Begriff Softwareentwickler beschreibt nicht was man entwickelt, sondern mit welchen Werkzeug man entwickelt!
User annonyme 2019-01-07 20:55

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