Was und wann ist es eine Workstation?

In letzter Zeit scheint der Begriff Workstation wieder mal öfters aufzutreten. Gefühlt war dieser lange Zeit eigentlich Tod und Hersteller die auch auch als Hersteller von Workstations verstehen schienen auch zu verschwinden. Gefühlt ging es einher mit dem Verschwinden der RISC-Workstations und dem Aufkommen der Multi-Core CPUs im x86 und x86-64 Bereich. Viele die erst in den letzten 10 Jahren mit der professionellen IT zu tun hatten, kennen den Begriff Workstation oft nicht mal. Wenn sie hören, dass man Xeon-CPUs und keinen i3/i5/i7 verwendet hört man dann meist nur: "Ach, dass sind ja auch Server-CPUs...", was an sich aber falsch ist da Intel bis auf die E7 (vorher Xeon-7000) an sich nie CPUs gebaut hat, die rein für Server gedacht waren. Auch beim Itanium gab es Workstations und nicht nur HPC-Maschinen.

Aber was unterscheidet eine Workstation von einem normalen Desktop-PC? Wie erklärt man was eine Workstation anders macht als einen PC? Personen die noch mit Herstellern wie Sun, SGI oder DEC aufgewachsen sind, wissen einfach was eine Workstation ist. Es ist zwar eher ein Gefühl als etwas konkretes, aber man weiß dass es eine Workstation ist und dass sie scheiße teuer sein wird.

Früher (also Mitte bis Ende der 80er) gab es die 3M-Regel um eine Workstation zu definieren (passte aber auch nicht immer). Diese Regel besagt, dass alles was 1MB RAM, 1MIPS Rechenleistung und ein Display mit 1 Megapixel hat, als Workstation gelten kann.
Somit galten auch Rechner wie der Amiga 3000 und der Atari TT als Workstations. Für diese gab es jeweils ein entsprechendes Unix-Derivat. Damals gab es aber auch sowie so noch sehr viel mehr Unterscheidungen, denn es gab Homecomputer (C64, Atari ST, Amiga) und PCs (IBM PC-kompatibel und IBM PS/2 gehörten dazu), zusätzlich noch Workstations, Server (umgerüstete PCs, meist nur mit einer großen Festplatte ausgerüstet), Mini-Computer (das was jetzt ein Server ist nur etwas größer), Mainframes, Super-Computer, und noch ein paar Dinge mehr zum Terminal-Arbeitsplätze.

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Schon in den 80er gab es Versuche mit Intel 386er CPUs und Workstations. Ein Beispiel ist die Sun386i, aber wirklich durchsetzen konnte sich das Konzept nicht. Anfang bis Mitte der 90er änderte Sich aber vieles. Die Homecomputer starben aus und mit ihnen auch Firmen wie Atari und Commodore. Apple hatte große Probleme und IBM suchte verzweifelt nach einem System, dass man nicht so einfach kombinieren konnte. Neue Bus-Systeme wie EISA und MCA brachten dann PCs und Workstations immer weiter zusammen. Der PowerPC wurde in IBM-Workstations und Server verwendet, fand aber auch schnell bei Apple breite Verwendung.

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Und langsam begann Technologie aus dem RISC- und Workstation-Bereich in den PC-Bereich rüber zu schwappen. Mit dem Pentium wurde dann der PC auch von der Leistung her Konkurrenzfähig. Einer der ersten Hersteller von x86-Workstations war Intergraph. Deren Grafiklösungen fand man sonst eher in Alpha-Workstations von DEC, aber es gab auch Ausführungen für x86-Systeme und diese Grafiklösungen waren extrem leistungsfähig. Quake wurde von ID auf solchen Systemen entwickelt als OpenGL im Enduser-Bereich noch vollkommen unbekannt war.

Mit dem Pentium Pro (dem ersten P6 Prozessor von Intel) kam dann die Wendung im Workstation Bereich. Man konnte mit CPUs, die nur einen Bruchteil der RISC-Konkurrenz kosteten ein System bauen, dass fast oder auch oft genau so schnell war, wie eines der teuren Workstation-Systeme. Der P6 war auch die erste CPU, die für SMP Systeme mit bis zu 8 CPUS laufen konnte. Als es dann zum Pentium 2 ging (der Nachfolger des Pentium Pro und einigen Technologien aus dem Pentium MMX) kam man dann auch zu der oben eingangs gestellten Frage: "Ab wann ist ein PC eine Workstation?".

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Es gibt Workstation mit CPUs aus dem Desktop-Bereich. z.B. dem i5 oder i7. Ein PC an dem man arbeitet und der mehr als eine CPU (was dann nur Xeons oder Opterons sein können) hat ist also eindeutig eine Workstation und kein PC. An einem Server arbeitet man nicht direkt und der wird wohl in einem Rack eingebaut sein oder wenigstens in einem anderen Raum stehen. Was aber nicht besagt, dass der Server nicht auf normaler PC-Hardware basieren darf. Spezielle Grafiklösungen wie Quadros sprechen auch stark für eine Workstation Bei allem darunter ist es wohl einfach auch eine Definitionssache des Herstellers. Eine HP Z400 ohne Xeon ist an sich von der Hardware ein normaler PC.

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Wenn jemand den Xeon als Server-CPU bezeichnet hat er aber irgendwo auch wieder recht und dass ist der Punkt wie ich eine Workstation definieren würde. Ein PC der auf Hardware und Technologie aus dem Server-Bereich basiert. Wie ein Server soll eine Workstation hohe Performance liefern, über lange Zeit zuverlässig und stabil laufen. Sollte es zu einem Ausfall kommen, kostet jede Minute, die die Maschine nicht läuft bares Geld, weil es nicht einfach einen Ersatz gibt. Die Workstation muss also gut wartbar sein. Was bedeutet, dass Hardwarekonmponenten mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden kann.
Stabil wird das System durch hochwertige Komponenten und Hardware die extra Zertifizierte Treiber liefert und Fehlerkorrekturen wie ECC unterstützt.

Wenn ein PC so etwas alles erfüllt ist es eine Workstation. Wenn man einen Server nimmt und daran wie mit einem PC arbeitet, ist es auch eine Workstation.

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Wenn man also einen Rechner mit Xeon-CPU vor sich hat, muss es nicht unbedingt ein Server sein und wenn man sich einen guten PC zusammen bauen will, sollte man auch mal überlegen ob die Vorteile einer Xeon-CPU nicht auch dort für sich von Vorteil wären.
User annonyme 2017-02-27 18:48

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